Wir haben die Tendenz so vieles optimieren oder bereden zu wollen. Oftmals zerreden wir Dinge damit sogar. Der Drang zur Optimierung ist nicht nur in unserem beruflichen Umfeld, sondern auch in unseren Beziehungen allgegenwärtig. Dabei tritt die Schönheit davon, etwas einfach „gut sein“ zu lassen oftmals komplett in den Hintergrund.

So vieles wird von uns analysiert, besprochen, therapiert und überdacht, bis wir uns selbst im endlosen Labyrinth unserer Gedanken und Möglichkeiten verirren. Menschen, die wahrhaft zufrieden und glücklich sind, haben eine bemerkenswerte Fähigkeit. Sie entscheiden sich immer wieder bewusst dafür, manches einfach gut sein zu lassen.

Manches wird erst gut, wenn wir es gut sein lassen.

Das mag banal klingen und ist dennoch eine hohe Kunst. Denn darin offenbart sich ein feiner Unterschied der inneren Einstellung, der wie ein „Matchpoint“ (genialer Film von Woody Allen- by the way) über unser Wohlbefinden entscheiden kann.

Denn ob wir etwas gut sein lassen oder resignieren, macht den entscheidenden Unterschied zwischen Frustration und Zufriedenheit aus. Es ist ein Akt der bewussten Wahl, der uns die Freiheit gibt, unnötigen Ballast los zu lassen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Etwas gut sein lassen - ganz praktisch

Beziehungen

In unseren Partnerschaften oder Eltern-Kind-Beziehungen neigen wir dazu, Dinge bis ins kleinste Detail zu analysieren und zu kritisieren. Wie wäre es denn, den Drang zur Perfektion in seine Schranken zu weisen und das Gute in Beziehungen anzuerkennen? Das würde nicht bedeuten, dass wir aufhören würden an unseren Beziehungen zu arbeiten. Vielmehr ist genau das unser Anteil der Arbeit an einer Beziehung. Er nennt sich Wertschätzung. Ein inflationär gebrauchtes Wort, das viel mehr mit der Gegenwart, als mit einem vermeintlich perfektem, zukünftigem Zustand zu tun hat.

Ziele

Wir setzen uns ehrgeizige Ziele und verfolgen sie mit Leidenschaft. Das ist gut. Genau aufgrund dieser Fähigkeit sind Sie vermutlich dort, wo sie sind. Manchmal sind wir jedoch so besessen von unseren Zielen, dass die Reise dorthin zum Höllentripp mutiert. Situationen einfach mal gut sein zu lassen und sich damit zu-Frieden zu geben bedeutet nicht, alle Ambitionen über Board zu werfen. Es bedeutet den Moment zu schätzen und gelegentlich innezuhalten, um die Fortschritte zu feiern, anstatt ständig nach dem Ultimativem zu jagen.

Selbstkritik

Selbstkritisch zu sein ist eine der besten Eigenschaften überhaupt. In einer Welt voller Narzisten, Selbstdarsteller und Personen-Marken ist es so essenziell, der eigenen Person ehrlich und kritisch gegenüber zu stehen. Doch werden Sie darin nicht Meister!!!! Wie oft schon, haben Sie sich unter Druck gesetzt, besser sein zu müssen und dabei versucht auszublenden, dass Sie ein menschliches Wesen sind. Genau das zeichnet sie aus. Ihre Imperfektion, Ihre - manchmal sichtbare - Verzweiflung, Ihre Emotion, Ihr Umgang mit Versagen. Es ist heilsam, sowohl für Sie selbst, als auch für Ihr Umfeld, die bewusste Wahl zu treffen, es gut sein zu lassen.

Hören Sie nicht auf, nach den Sternen zu greifen oder Dinge zu optimieren. Aber vergessen Sie nicht den Augenblick zu schätzen, sich von unnötigen Ansprüchen zu befreien und sich bewusst für Dankbarkeit und die damit einhergehende Gelassenheit zu entscheiden.

By the way

Ich liebe den Satz in der Schöpfungsgeschichte: „Und er sah, dass es gut war. Gott beendete seine Tage mit einem „gut“ und dennoch war sein Gesamtwerk am Ender der Tage „sehr gut“. Lassen Sie das mal sickern.